Mittwoch, 2. Dezember 2015

"Unsere" syrischen Flüchtlinge



Was machen eigentlich Farah, Mohammed, Gahzal?

 
Vor einem Jahr besuchten Farah, Mohammed und Ghazal unsere Schule. Die drei waren im Sommer vergangenen Jahres aus dem Kriegsgebiet Syrien über Lybien und dann in einem Schlepperboot über das Mittelmeer mit ihrer Mutter Salwa nach Europa geflohen. Ihr Vater, Basem, kam im Herbst über Griechenland nach (genauere Hintergründe zur Flucht siehe http://ausderlehmgrube.blogspot.de/search?q=fl%C3%BCchtlinge ). Wir wollten wissen, wie es ihnen heute geht. 
Farah (18) hat inzwischen ihr arabisches Abitur in Deutschland nachgeholt. Nachdem ihre erste Prüfung in Bonn nicht anerkannt wurde, da die Lösungen schon im Voraus im Internet aufgetaucht waren, schien es zunächst, als würde dieser Wunsch scheitern. Die nächste Möglichkeit, das arabische Abitur nachzuholen, war in Istanbul. Zahlreicher bürokratischer Hürden wegen schien es zunächst, als würde Farah ihr Abitur nicht nachholen können. Doch dank der unermüdlichen Unterstützung durch deutsche Freunde konnte Farah dann doch noch nach Istanbul reisen und hat nun das arabische Abitur. Jetzt nimmt sie an einer Studienvorbereitung für ausländische Studenten in Heidelberg teil. Ermöglicht wird ihr dies durch ein Stipendium. Sie möchte Internationales Recht studieren und freut sich sehr, dass sie diesem Ziel nun ein Stückchen näher gekommen ist.
Im Sommer besuchten sie und ihre Geschwister (beide 16) einen Deutschkurs in Karlsruhe. Auch die Eltern, Salwa und Basem, besuchen einen Deutschkurs für Fortgeschrittene. 
Im  September wechselten Mohammed und Ghazal dann auf die Realschule in Gernsbach, wo es ihnen sehr gut gefällt.  

Ein weiterer großer Schritt auf dem Weg zu einem neuen Leben in Deutschland war die Suche nach einer Wohnung. Da nur Basems und Farahs Aufenthalt anerkannt waren und die Verfahren der anderen Familienmitglieder der verschiedenen Registrierungsstellen wegen noch in Arbeit waren, gestaltete sich dies sehr schwierig. Erst vor knapp einem Monat, über ein Jahr nach ihrem Eintreffen in Deutschland, wurde auch Salwa, Mohammed und Ghazal der Aufenthalt genehmigt. Die Familie hat inzwischen eine sehr schöne Wohnung in Gernsbach in Aussicht, die sie Mitte Dezember beziehen wird. 
Doch trotz all dieser Fortschritte beschäftigen die Familie vor allem die sich zuspitzende Lage in ihrem Heimatland und die Anschläge von Paris. „Töten ist die größte Sünde im Islam“, sagt Farah und ist schockiert, dass der IS den Islam in dieser Weise für seine Zwecke missbraucht. Auch in Syrien hat sich die Lage in letzter Zeit verschlechtert. Junge Männer und Jugendliche werden auf dem Heimweg von der Schule oder auf dem Weg zur Arbeit von Polizisten festgenommen und zu Soldaten rekrutiert. Familienmitglieder, die sich zu wehren versuchen, werden inhaftiert. Auch eine Freundin von Salwa ist verschwunden.  


Wir wünschen der Familie, dass sie weiterhin so große Fortschritte macht und sie nicht unter den Folgen der Anschläge leiden müssen, die von denen verübt wurden, die mit verantwortlich dafür sind, dass die Familie ihre Heimat verlassen musste.

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