Montag, 9. November 2015

Mehr als nur ein graues Gefühl



Depressionen - eine etwas andere Krankheit

 


Krankheiten sind immerzu präsent, egal ob im alltäglichen Leben, in Ärzteserien wie „Grey’s Anatomy“ oder in den Nachrichten. Jeder wird im Verlauf seines Lebens krank. Neben den typischen Erkältungen oder Grippen zu jeder Jahreszeit gibt es natürlich auch chronische, langwierige, zum Teil lebensbedrohliche Krankheiten sowie Muskelbeschwerden und Allergien. So erkrankten in Deutschland, laut Statistiken des Robert Koch Institutes Berlin, im Jahr 2011 circa 500.000 Menschen an Krebs. Neben den Krankheiten mit physischen Symptomen wächst jedoch auch die Zahl der psychisch Erkrankten. Die wohl Bekannteste dieser sind die Depressionen. 


Kaum eine Krankheit wird gesellschaftlich so wenig akzeptiert und stößt auf so viel Unverständnis, Betroffene werden oft in die Schublade „faul“ und „unfähig“ gesteckt. Die Ursache hierin liegt wohl darin, dass der Begriff „Depressionen“ umgangssprachlich verwendet wird, wenn eine betrübte und niedergeschlagene Stimmung herrscht. Dies wird als depressive Verstimmung bezeichnet und ist nicht zu verwechseln mit der Depression im medizinischen Sinn. Der Unterschied besteht darin, dass depressive Menschen neben der gedrückten und traurigen Grundstimmung in der Regel an Antriebsstörungen leiden. Alles erfolgt wie gegen einen bleiernen Widerstand. 3,1 Mio. Menschen in Deutschland im Alter von 18 bis 65 leiden an Depressionen, das macht 5% dieser Altersgruppe aus. 15% aller Betroffenen begehen Suizid. Daher sind Depressionen eine sehr wohl ernst zu nehmende und anerkannte Krankheit, die das Leben der Betroffenen massiv beeinflusst und gar kontrolliert. Die Studie „Global burden of disease“ der WHO („World Health Organization“) zeigt die zehn häufigsten Ursachen für mit Beeinträchtigung gelebte Lebensjahre (YLD) in den Industrieländern, an deren erster Stelle die unipolaren Depressionen stehen, mit großem Abstand. Dies zeigt deutlich, was für eine große Rolle depressive Erkrankungen heutzutage spielen. Die Größe der Beeinträchtigung für das Leben der Menschen wurde durch die Anzahl der Erkrankungsjahre und die schwere der Beeinträchtigung des alltäglichen Lebens durch die Krankheit ermittelt. 




Depressionen können verschiedene Ursachen haben, wie zum Beispiel traumatische Erlebnisse. Zudem sind sie schwer zu erkennen, Betroffene sehen sich oft nicht als krank an, probieren, mit der Situation selbst klar zu kommen und suchen keinen Arzt auf. Dennoch können sie sich nicht selbst helfen, da sich die Funktionsweise des Gehirns und der Hormonhaushalt verändern. Jedoch ist selbst bei einem Arztbesuch keine Hilfe garantiert, über 50% aller Fälle bleiben trotzdem unerkannt, da die Unterscheidung von depressiven Verstimmungen sich als sehr tückisch erweist.

Deshalb gibt es viele Organisationen, die sich dafür einsetzen, geeignete Diagnoseverfahren zu finden. Eine hiervon ist die „Stiftung Deutsche Depressionshilfe“ und ihr Ziel ist es, insbesondere Hausärzte auf dieses Thema aufmerksam zu machen und ihre Kenntnisse im Bereich  der Diagnostik zu sensibilisieren.

Hinzu kommt, dass Depressionen in unterschiedlichen Erscheinungsformen auftreten. Während ein Betroffener Leere und Taubheit im Inneren fühlt, wird ein anderer von seiner Trauer förmlich überrollt. 

Dennoch lassen sich einige Symptome bei allen Betroffenen feststellen, die sich auf drei Ebenen unterscheiden lassen: 1.Verändertes Erleben, wobei Gefühle der Hoffnungslosigkeit, eine negative Denkweise und eine pessimistische Einstellung dominieren, 2.Verändertes Verhalten, was eine massive Verhaltensänderung beschreibt, Betroffene ziehen sich vor der Außenwelt zurück, vermeiden soziale Kontakte und ihre Gestik und Mimik verändert sich, sowie 3.,  die körperlichen Beschwerden, die körperliche Begleiterscheinungen von Depressionen sind und bei denen es zum Beispiel zu Schlaf- und Essstörungen kommt. Es gibt viele verschiedene Arten von depressiven Erkrankungen, die meist in Phasen verlaufen und sich über Wochen, Monate, Jahre hinweg ziehen können und oft auch mehrmals auftreten. Bei  Betroffenen, die lediglich an diesen sogenannten depressiven Episoden leiden, spricht man von einer unipolaren Depression. Als bipolare affektive Störung wird ein Fall bezeichnet, in dem nicht nur depressive, sondern auch manische Episoden, die durch Tatendrang, gehobene Stimmung und Größenideen gekennzeichnet werden, vorkommen. Chronisch verlaufende Depressionen nennt man Dystymie. Darüber hinaus können Depressionen in Form von körperlichen Erkrankungen, wie einer Schilddrüsenfunktionsstörung, auftreten. Ein bestehendes Diagnoseverfahren zur Unterscheidung nennt sich ICD 10 („International Classification of Disorders“), bei dem die Symptome in Abhängigkeit von Anzahl, Dauer und Schwere in die Formen der Depressionen unterschieden. 

Zwar sind Depressionen eine etwas andere Art von Krankheit, jedoch sollte man sie nicht unterschätzen und in der Gesellschaft als das, was sie ist, eine Krankheit, akzeptieren.




Luisa Vadasi

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